Oskar Cattani (1887-1960)
Szenen aus dem Leben von Bruder Klaus (Ausschnitt), 1926
Fresko
Kapelle Burgbühl, St. Antoni
(Foto und Text: B. Fasel)
1925 wurde im Burgbühl bei St. Antoni eine neue Kapelle eingeweiht, die vom Geistlichen Viktor Schwaller in Auftrag gegeben worden war. Die Pläne stammten vom Architekten Fernand Dumas, der später zusammen mit Denis Honegger eines der markantesten Gebäude des 20. Jahrhunderts der Stadt Freiburg, das Universitätsgebäude Miséricorde, realisierte. Der Künstler Oskar Cattani bemalte 1926 die Frontfassade mit drei Szenen aus dem Leben des Bruders Klaus.
„Maria mit dem Kind hat sich dem Bruder Klaus im Ranft wunderbar gezeigt“
Im Giebelfeld oberhalb der Eingangspforte überstrahlt Maria mit dem Kind Jesu in einem Strahlenkranz eine Waldlandschaft. Der Maler nimmt dabei Bezug zu einer Muttergotteserscheinung des Einsiedlers Niklaus von Flüe in der Abgeschiedenheit von Ranft oberhalb von Sachseln.
„Der Nam Jhesus sigy üwer gruoß – amen“
Die Szene links zeigt den Eremiten als Ratgeber der Eidgenossen. Mit einladender Geste begrüsst er die drei Männer, die ihn im Ranft aufsuchen. In ehrfurchtsvoller Gebärde bitten die drei Gesandten der Tagsatzung zu Stans um Rat und wohl auch um die göttliche Unterstützung bei ihren Entscheidungen in kriegerischen Zeiten.
„Bruder Klausen löscht d’für v Sarnae“
Im rechten Bild spielt sich Dramatisches ab. Das Dorf Sarnen droht vom Flammenmeer vollständig verschlungen zu werden, doch der gottesfürchtige Mann hebt beschwörend seine schützenden Hände gegen das zerstörerische Element. Die Flammen scheinen vor dem Wundertätigen zu fliehen und den linken Dorfteil zu verschonen.
Cattani bediente sich einer, für die damalige Zeit noch ungewohnten Gestaltungsweise. Die zum Teil kubistische Formgebung und expressive Farbgestaltung entsprach wohl nicht dem damals vorherrschenden ästhetischen Empfinden der Betrachter. „Manchem Laien wird das Bild auf den ersten Blick fast zu einfach, zu primitiv erscheinen, sein Auge ist nicht an kraftvolle Bilder gewöhnt, er vermag sie nicht zu erfassen und hat dafür meist nichts übrig, als ein spöttisches Lächeln oder ein Achselzucken“ schrieb der Düdinger Seminarlehrer und Schriftsteller Alfons Aeby (1885-1941) in seiner kunstgeschichtlichen Studie. Er unterstrich deshalb in seiner Beschreibung der Werke seine Sicht vom Wesen dieser neuartigen Kunstform: „Das ist der Geist des so genannten Expressionismus, der Geist, in dem die religiöse Kunst sich verwurzeln muss, eine Gestaltung der Welt, die aus den Tiefen der Seele quillt. (...) Der Künstler will die innere Wahrheit, die Idee herausstreichen und opfert ihr zuliebe oft jede äussere Wahrscheinlichkeit.“
Quelle: Aeby, Alfons, Die Burgbühl-Kapelle, Beitrag im Freiburger Volkskalender, 1930, S. 26-28
Fragen und Anregungen für den Unterricht
- Wir konzentrieren uns auf das Bild rechts vom Eingang zur Kapelle: Was geschieht da? Beschreibe auch den dargestellten Mann. Was macht er? Stelle Vermutungen an und begründe diese.
- Hast du schon einmal die Gefährlichkeit des Feuers erlebt? Oder erinnerst du dich an Nachrichten von Brandkatastrophen? Erzähle!
- Feuer ist nicht nur ein zerstörerisches, sondern eines der lebenswichtigen Elemente. Welche positiven Aspekte hat das Feuer?
- Feuer hat auch Sinnbildcharakter; wofür kann dieses Element im übertragenen Sinn stehen – im positiven und im negativen Sinne?
- Vergleiche dieses Bild mit dem Brand von Sarnen mit einem Glasfenster von Yoki in der Pfarrkirche, wo ebenfalls das Element Feuer Thema ist (vgl. Geistfenster in der Taufkapelle). Notiere wesentliche Unterschiede der beiden Werke.
- Vergleiche dieses Bild mit Ex votos, in der Regel kleinformatigen Bildern, Gegenständen oder Inschriften, die als Ausdruck des Dankes für Heilung oder Rettung aus Notlage in Kirchen und Kapellen präsentiert wurden. Besuche das Sensler Museum und betrachte die Ex votos in der volkskundlichen Sammlung.
- Betrachte charakteristische Werke des Expressionismus, beispielsweise die intensiv farbigen Bilder des deutschen Malers Ernst Ludwig Kirchner. Vergleiche Cattanis Malweise auch mit kubistischen Werken.
- Welche Gefahren bedrohen uns Menschen? Zeichne / male ein Katastrophenbild oder thematisiere in deinem Bild einen Unglücksfall. Verwende dazu möglichst ausdruckstarke Formen und expressive Farben.
Vergleiche zur Thematik "Bruder Klaus" die Beiträge
> Giffers / Cattani / Wandmalerei
> Düdingen / Wider / Glasfenster
> Alterswil / Aeby / Bruder Klaus
Vergleiche zur Thematik "Die vier Elemente" die Beiträge
> St. Antoni / Yoki / Glasfenster
> Plaffeien / Kilchoer / Dorfbrunnen
> Bösingen / Meuwly / Deckengemälde
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