Yoki (Emile Aebischer, 1922-2012)
„Wasser“-Fenster (Taufkapelle), 1994
Glasmalereien
Pfarrkirche, St. Antoni
(Foto und Text: B. Fasel)
1894 wurde die damalige Grosspfarrei Tafers aufgrund eines staatsrätlichen Beschlusses in mehrere kleinere Pfarreien unterteilt. St. Antoni wurde zur selbständigen Pfarrei erhoben und realisierte 1893/94 auch den Bau der heutigen Kirche. So konnte die Pfarrgemeinde 1994 "Hundert Jahre Katholische Pfarrei St. Antoni und Kirchweihfest" mit einem Jubiläumsprogramm begehen. Zu diesem festlichen Anlass wurde der Freiburger Künstler Yoki mit der Gestaltung mehrerer Glasfenster beauftragt. Im Januar 1994 konnten anlässlich des Patronsfestes die Fenster in der Antonius- und in der Taufkapelle eingeweiht werden. Für das Weihnachtsfest, zum Abschluss des Jubeljahres, realisierte Yoki schliesslich noch die drei Chorfenster.
Ungewöhnlich ist die Ausgestaltung der drei Fensterzyklen. Obwohl sie in derselben Zeit entstanden sind, bediente sich Yoki bei der Gestaltung unterschiedlicher stilistischer Mittel. Die Pfarrei als Auftraggeberin erwartete vom Künstler für die Antoniuskapelle gegenständliche Bilder, gab ihm jedoch für die anderen Fenster freie Hand. Yoki schuf für die Taufkapelle zwei ungegenständliche Farbenspiele mit symbolischem Charakter und schliesslich als Abschluss, in abstrahierender Formensprache, die drei Chorfenster zur Thematik von Passion und Auferstehung Christi.
Taufkapelle
Besonders stimmungsvoll wirken die zwei Fenster in der Tauf- und Beichtkapelle auf der westlichen Kirchenseite. Das oben abgebildete Werk zeigt das „Wasser“-Fenster. Der Künstler nimmt Bezug zum Sakrament der Taufe und spielt mit kalten Farbnuancen in Blau und Violett. Es ist gepaart mit dem „Geist“-Fenster und behandelt das biblische Thema: „Wiedergeboren aus dem Wasser und dem Heiligen Geist.“ Das „Geist“-Fenster erinnert an die Herabkunft des Hl. Geistes in feurigen Zungen an Pfingsten. Die Farben Gelb und Rotorange dominieren. Das bewegte Formen- und Farbenspiel dieser beiden Glasbilder verleiht dem sonst eher nüchtern wirkenden Raum Lebendigkeit und spirituelle Atmosphäre, - besonders beeindruckend im einstrahlenden Licht der Abendsonne. Der damalige Ortspfarrer kommentierte die Werke anlässlich der Einweihung am Patronsfest wie folgt: „Es ist dort auch gleichsam der Ort der Reinigung, der Versöhnung und der Spendung des Hl. Geistes, was in den Sakramenten der Taufe und der Busse sich vollzieht. Beachten wir doch einmal diese Wasserströme und diese Feuerflammen, die versuchen uns das mitzugeben, von dem in der Bibel noch und noch die Rede ist.“ (Pfarrblatt, März 1994)
„Angesichts der künstlerisch sehr wertvollen Ausstattung der Antoniuskapelle hat sich Yoki verpflichtet gefühlt, bei seinen Arbeiten sehr diskret ans Werk zu gehen. Er hat darauf geachtet, dass seine Arbeiten nicht den ganzen Raum für sich in Anspruch nehmen.
Die beiden Fenster sind von oben nach unten dreigeteilt. Das linke Fenster beginnt oben mit den Symbolen der bäuerlichen Arbeit (Brot und Wein), im Mittelteil ist Antonius als Patron dargestellt. Doch nicht Antonius steht im Mittelpunkt, sondern die Madonna, die ihren Mantel schützend über eine Bauernfamilie ausbreitet. Abgeschlossen wird dieses Fenster mit der Darstellung der guten Geister.
Das rechte Fenster beginnt unten mit den bösen Geistern, im Mittelteil ist die Versuchung des Hl. Antonius dargestellt. Das Fenster findet seinen Abschluss in den drei theologischen Tugenden Glaube, Hoffnung und Liebe.“ (Vonlanthen/Fasel/Jungo, 1995)
Die drei Chorfenster stellen in abstrahierter Form die Leidensgeschichte und die Auferstehung von Christus dar. In den beiden äusseren Fenstern rechts und links sind in starkem Rot-Blau-Kontrast die Marterwerkzeuge zu erkennen. Das zentrale Fenster wird überstrahlt vom österlichen Licht, unten sind das leere Grab mit dem zurück gelassenen Grabtuch und ein blühender Baum, als Symbol des Lebens, dargestellt.
Quellen:
- Pfarrblatt St. Antoni, Beiträge zu den Glasmalereien im März 1994, Dezember 1994, Februar 1995
- Nicole Vonlanthen / Carol Fasel / Andrea Jungo: Die Kirchenfenster von St. Antoni, 1995 (unveröffentlichte Facharbeit, KLS Freiburg)
Fragen und Anregungen für den Unterricht
- Vergleiche die Fenster in den beiden Seitenkapellen und im Chor. Beschreibe die Unterschiede in der Ausgestaltung. Kannst du die Begriffe gegenständlich, abstrakt und ungegenständlich den drei Fenstergruppen zuordnen?
Wir konzentrieren uns bei der Betrachtung auf die beiden farblich reizvollen Fester beim Taufbecken: - Beschreibe die Farbwahl in den beiden Glasmalereien. Woran denkst du beim blauen, beim gelb-orangen Fester? Erfinde für die Fenster mögliche Titel. Was möchte der Künstler mit den zwei Fenstern hier an diesem Ort ausdrücken?
- Gestalte ein Glasfensterprojekt: Male ein ungegenständliches Bild, in dem du dich auf eine Farbe beschränkst, jedoch wie Yoki mit vielen Farbnuancen arbeitest. Dein Pultnachbar verwendet die Komplementärfarbe, also diejenige, die im Farbkreis gegenüber steht. Verwende wässrige Farben und zeichne die Komposition mit wasserfestem schwarzem Markerstift.
- Feuer und Wasser sind zwei der vier lebenswichtigen Elemente. Erstelle mit Farbschnipseln aus illustrierten Zeitungen eine „Wasser“-Farben-Sammlung / eine „Feuer“-Farben-Sammlung / eine „Erde“-Farben-Sammlung / eine „Luft“-Farben-Sammlung.
Vergleiche zur Thematik "Die vier Elemente" die Beiträge
> St. Antoni / Cattani / Fresken
> Plaffeien / Kilchoer / Dorfbrunnen
> Bösingen / Meuwly / Deckengemälde
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