
Theo Aeby (1883-1965)
(in Zusammenarbeit mit Marcel Hayoz)
Bruder Klaus, 1950
Skulptur, Muschelkalk
Kirchweg, Alterswil
(Foto und Text: B. Fasel)
Niklaus von Flüe wurde 1417 auf dem Flüeli bei Sachseln in Obwalden geboren. Er gründete eine stattliche Familie mit zehn Kindern und war ein angesehener Bauer und Ratsherr. Mit 48 Jahren zog er sich aus allen Ämtern zurück und entschloss sich, mit dem Einverständnis seiner Frau und der Familie fortan als Einsiedler zu leben. Seine Zeitgenossen begegneten ihm mit Hochachtung und Verehrung und suchten ihn, um Rat zu holen, in seiner Klause auf. So soll er 1481 auf die Herren der Tagsatzung in Stans entscheidenden Einfluss genommen haben, um die junge Eidgenossenschaft vor Streitereien zu bewahren und die Aufnahme von Freiburg und Solothurn in den Bund zu ermöglichen. Schon zu Lebzeiten verehrte man Niklaus von Flüe wie einen Heiligen. Die Legende erzählt von seinen göttlichen Visionen und vom Fastenwunder. So soll Bruder Klaus mehr als zwanzig Jahre ohne Essen und Trinken, nur vom Brot des Abendmahls, gelebt haben.
Da die Spiritualität von Bruder Klaus ganz von der Bibel geprägt war, wird er oft als der oekumenische Vater der Schweiz bezeichnet und gilt gemeinhin als der schweizerische Landesheilige. Bruder Klaus wurde von der katholischen Kirche 1947 heilig gesprochen und erfuhr dadurch in der Mitte des 20. Jahrhunderts eine besondere Popularität. Es ist wohl diesem Umstand zuzuschreiben, dass im katholischen Sensebezirk Gotteshäuser (Kirche Schwarzsee / Kapelle Burgbühl, St. Antoni), Altäre oder Kirchenfenster dem „neuen“ Heiligen geweiht und regelmässig Pilgerreisen an den Wirkungsort des Eremiten organisiert wurden. Die Bruder-Klaus-Figur in Alterwil, realisiert im Jahre 1950, zeugt von der besonderen Verehrung in dieser Epoche.
Theo Aeby stellt den Heiligen in schlichter aufrechter Haltung und mit asketischem Gesichtsausdruck dar. Der bärtige Mann in der Mönchskutte, auf einen Gehstock gestützt, schreitet gemächlich vorwärts und hält in der linken Hand, als Zeichen der Frömmigkeit, den Rosenkranz. Die Skulptur wurde 1994 mit einem Brunnenbecken aus dem Jahre 1766 vereint. Die Anlage wurde anlässlich des 100jährigen Bestehens der Pfarrei auf dem neu gestalteten Platz vor der Kirche eingeweiht.
Der in St. Silvester geborene Aeby unterrichtete am Technikum in Freiburg Bildhauerei. Er leistete auch einen wichtigen Beitrag zur Denkmalpflege in der Stadt, indem er viele der wertvollen Originalskulpturen, die aus Witterungsgründen geschützt werden mussten, kopierte. So stammen unter anderem einige Kopien der bekannten Renaissancebrunnen in Freiburg, deren Originale im Museum zu sehen sind, von Theo Aeby.
Fragen und Anregungen für den Unterricht
- Warum steht diese Figur hier auf dem Dorfplatz? Nenne mögliche Gründe.
- Beobachte die Figur und versuche die Körperhaltung des Mannes nachzustellen.
- Welchen Beruf mag diese Person wohl ausgeübt haben? Woran erkennst du das?
- Befrage Passanten auf dem Dorfplatz, ob sie dir etwas zum Leben dieses Mannes erzählen können. Notiere die Aussagen. Prüfe und ergänze die Informationen im Internet.
- Wem würdet ihr heute ein Denkmal im Dorf platzieren? Begründe deine Wahl. Wie könnte diese Person gestaltet werden?
- Wählt euren "Helden" aus. Sucht dafür eine passende Haltung sowie einen für die dargestellte Person typischen Gegenstand. Steigt auf einen Sockel und überprüft mögliche Varianten in der szenischen Darstellung.
- Zeichne / male / modelliere dein Denkmal-Projekt.
Vergleiche zum Thema "Bruder Klaus" die Beiträge
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> Giffers / Cattani / Wandmalerei
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