Fredy Peissard (*1954)
„Expansion 2 - Die Versuchung“, 2010
Brunnenplastik
Vorplatz Raiffeisenbank, Giffers
(Foto: S. Dobrusskin / Text: B. Fasel)
Der Sensler Plastiker Fredy Peissard realisierte in Deutschfreiburg mehrere Brunnenskulpturen. Immer wieder versteht er es mit kritischem Blick seine lebensphilosophischen Gedanken in Stein, Metall oder Glas zu formen und damit Geschichten zu erzählen.
Anlässlich des 100-jährigen Bestehens der Raiffeisenbank Aergera-Galtera realisierte Peissard eine zweiteilige Skulptur. Ein erster Werkteil befindet sich am Eingang im Innern des Bankgebäudes: "Expansion 1 - Poleis". Auf zwei Steinen aus dem Bachbett der Aergera und demjenigen der Galtera lagert eine Glasplatte auf der der Werdegang der einstigen Raiffeisenkasse Giffers zur heutigen Raiffeisenbank illustriert wird. Zwischen den beiden Flussläufen markieren verschiedenfarbige Glasmosaike die Gebiete der beteiligten Gemeinden.
Auf dem Vorplatz der Bank steht der zweite Werkteil, eine Brunnenplastik mit dem geheimnisvollen Titel "Expansion 2 - Die Versuchung". Wie bei anderen Werken von Peissard ist der Betrachter auch hier herausgefordert, genau hinzuschauen, denn jedes noch so kleine Detail ist Teil einer durchdachten Geschichte, die der Künstler erzählen will. In einem vom Bankinstitut publizierten Faltprospekt wird die Komplexität des Werkes ausführlich beschrieben:
"Expansion 2 richtet den Blick auf das frühere Wachstum, als auch in die Zukunft und zeigt die Herausforderungen auf, denen sich die Bank im aktuellen wirtschaftlichen Umfeld stellen muss.
1. Der untere Teil mit dem Brunnen wächst als Menschenbaum in die Höhe und ist seit 100 Jahren kontinuierlich am Spriessen. Die Glaselemente rot-gleb-blau sind Überreste vom früheren Erscheinungsbild der Raiffeisenkassen. Ein sprudelnder Brunnen nährt den wachsenden Baum. Das Steinfundament aus Jaun symbolisiert den letzten Expansionsschritt der Bank. Die bronzene Krone am Brunnen weist auf das 100-jährige Bestehen der Raiffeisenbank Aergera-Galtera hin. Die Perle in der Krone erhebt Anspruch auf Ethik bei den Bankgeschäften.
2. Darüber thront allmächtig ein alter Schlüssel, Symbol vom "Sparkässeli" aus früheren Zeiten, aber auch ein Zeichen für Sicherheit und eine umsichtige Geschäftstätigkeit. Zwei schlanke Eisenstäbe dienen als Stützen dieser mächtigen Konstruktion. Als Rückversicherer fangen sie allfällige Risiken auf, zeigen aber durch ihre Fragilität auch die Verletzbarkeit des globalen Geldmarktes. Die beiden aufwärts spriessenden Blätter zeugen von der sich wohlwollend entfaltenden Entwicklung der Bank.
3. Der obere Teil der Plastik steht ganz im Zeichen der Zeit und lebt von der Dynamik der Elemente untereinander. Ein grosser Bogen muss die ungeheure Spannung aushalten, wenn sich für die Bank die Frage stellt, wie weit geht eine vernünftige Geldvermehrung und wo beginnt der Wildwuchs, der die zerstörerischen Folgen eines überstrapazierten Geldmarktes verursachen wird. Rechts offenbart der Apfel die Versuchung, die Schlange spielt das Zünglein an der Waage und der Drache attackiert mit voller Brutalität den Schlüssel, Symbol der Sicherheit und der Vernunft. Gerade in dieser wechselwirkenden Dynamik der Elemente zeigt sich die Herausforderung für eine geerdete Geschäftspolitik der Bank in der Zukunft. Der Mittelteil entspricht der Fläche der Gemeinde Giffers."
Pikant an der Thematik ist die Tatsache, dass im Verlaufe der Realisierung des Werks die Bankenkrise Schlagzeilen machte und in deren Verlauf mehrere Grossbanken mit finanziellen Hilfspaketen des Bundes gestützt werden mussten. Fredy Peissard meinte auf die Frage einer Journalistin, ob er auch für die Grossbanken ein Werk realisieren würde: „Ja, das wäre dann aber wahrscheinlich nicht so harmonisch herausgekommen wie das für die Raiffeisen.“
Quellen:
- Raiffeisenbank Aergera-Galtera (Hrsg.): 1910 bis 2010 - Raiffeisen Im Flusse der Zeit, Faltprospekt zum Werk von Peissard, November 2010
- Hofmeier, Pascale: Vergangenheit und Versuchung, Freiburger Nachrichten, Artikel zur Werkübergabe, 9. August 2010
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