Fredy Peissard (*1954)
"Der Römer", 2000
Metallplastik
Primarschule, Fendringenstrasse, Bösingen
(Foto und Text: B. Fasel)
Beim Primarschulhaus steht eine Brunnenplastik des Sensler Künstlers Fredy Peissard. Das schwarze Metallkonstrukt wirkt beim ersten Anblick – mit bluttriefenden Waffen und mächtigen Ketten – für einen Pausenplatz ziemlich martialisch. Doch bei näherer Betrachtung erkennt man bald, dass auch hier, wie in vielen anderen Plastiken von Peissard, der begabte Geschichtenerzähler und kritische Denker aus St. Silvester am Werk war.
Zum Schulhaus gehört ein Brunnen
Nach einer umfassenden Sanierung und Erweiterung der Schulanlage äusserten die Lehrpersonen von Bösingen 1996 den Wunsch, als krönenden Abschluss dieser Arbeiten einen künstlerisch gestalteten Brunnen im Pausenhof zu realisieren. Fredy Peissard wurde mit der Planung und Realisierung beauftragt. Mit enormem Engagement der ganzen Schulgemeinschaft sowie der Unterstützung der Gemeindebehörden, des örtlichen Gewerbes und von Privatpersonen konnten die finanziellen Mittel für das grosse Werk bereitgestellt werden.
Die Römer in Bösingen
In keinem anderen Ort des Sensebezirks waren die Römer so präsent wie in Bösingen. Umfangreiche Ausgrabungen im Dorfkern zeugen von der regen Siedlungstätigkeit des geschichtsträchtigen Volkes aus dem Mittelmeerraum. „So haben sich die Römer als Thema für die Brunnenplastik direkt aufgedrängt“ kommentiert der Künstler seine thematische Wahl. Für ihn war es nahe liegend, wichtige Aspekte der Geschichte des römischen Reiches in der beweglichen Eisenplastik zu integrieren: Romulus und Remus, das Schwert des gallischen Heerführers Brennus, der Einfluss der Etrusker, Julius Cäsar, das Zwölftafelgesetz als Grundlage der römischen Rechtsordnung, usw. Über ein Wasserrad angetrieben, bewegt sich die Maschinerie einer Grossmacht; symbolträchtig setzt dieses Rad gleichzeitig auch eine Uhr in Bewegung.
Nicht bloss Denkmal, sondern Mahnmal
Der geschichtsinteressierte und gleichzeitig gesellschaftskritische Künstler zeigt sich zwar von den ruhmreichen Eroberungszügen und den kulturellen Leistungen der Römer beeindruckt. Er hält aber gleichzeitig auch den Mahnfinger hoch und verhehlt nicht seine Sympathien für die Kelten, deren Kultur durch die Invasoren aus dem Süden vor 2000 Jahren bedroht wurde. Im Zeitungsbericht der FN zur Einweihungsfeier wird auf diesen kritischen Fingerzeig mit Zitaten des Künstlers verwiesen: "Die Römer seien zwar ein durch Kämpfe und Eroberungen zu Ruhm gelangtes Volk gewesen, die Eisenplastik solle aber keinesfalls eine Verherrlichung der Macht darstellen. «Im Gegenteil, es soll eine Mahnung sein, eine Aufforderung, stets skeptisch zu sein, wenn irgendwo ein grosses Machtgefüge entsteht.» Die Gier nach noch mehr Gold und Ruhm sei den Römern zum Verhängnis geworden. «Misstraut der Macht. Wenn eine zu grosse politische Gruppierung an der Macht ist, geht die Freiheit früher oder später baden.» Nicht nur sinnbildlich ist diese Warnung auch an Peissards Wasserspiel zu sehen: Wenn eine gewisse Zeit verstrichen ist, wird die Freiheit ins Wasser getaucht."
Die Schulkinder, die zusammen mit ihren Lehrpersonen einen wesentlichen Beitrag zur Realisierung des Werkes leisteten, durften sich auf der Beckenumrandung mit ihren Initialen verewigen. Die Mosaiksteine in römischer Art, die für die Pflasterung der Umgebung des Brunnens dienen, erinnern an das römische Mosaik, das vor der Käserei gefunden wurde. Die Schulkinder haben diese zu Sponsoring-Zwecken geschaffen.
Quellen:
- Jungo, Yvonne / Peissard, Fredy (2003), Brunnenplastik von Fredy Peissard,http://www.boesingen.ch/de/bildung/bildungschuleboesingen/
- Ruffieux, Imelda (2000), Freiburger Nachrichten, Ein Wasserspiel erinnert und mahnt, Artikel vom 2.10.
Fragen und Anregungen für den Unterricht
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Schaue die Brunnenplastik an. Was ist zu erkennen? Liste die verschiedenen Gegenstände und Wörter auf und beobachte die Funktionsweise der beweglichen Skulptur. Erfinde eine eigene Geschichte zur Entstehung und Bedeutung der Brunnenplastik.
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Der Brunnen hat auch eine Uhr. Findest du sie und kannst du ihre Funktionsweise erklären?
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Setze dich im Rahmen des Geschichtsunterrichts mit den Römern auseinander. Erforsche einzelne Aspekte, die der Künstler in diese Plastik eingebaut hat (Etrusker / Schwert des Brennus / Julius Caesar, usw.) und erstelle eine passende Informationstafel zum geschichtlichen Verständnis des Kunstwerks.
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Stelle einzelne Teile im szenischen Spiel dar; fabriziere dazu passende Requisiten.
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Wie können wir Peissards Botschaft in die heutige Zeit übertragen? Wer oder was beeinflusst unser kulturelles und politisches Leben?
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Setze dich mit der römischen Baukunst auseinander: Suche Bilder vom römischen Mosaik, das 1998 vor der Käserei gefunden wurde, realisiere ein Mosaik. Erkunde das Prinzip des römischen Rundbogens, baue ein Modell des Rundbogens.
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Inspiriere dich bei Fredy Peissard oder bei Jean Tinguely und konstruiere ein bewegliches Kunstwerk (kinetische Kunst).
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