Marcel Hayoz (*1929)
Sensler Sagen, 1964/65
Dreiteilige Wandmalerei
OS-Zentrum / Gemeindebibliothek, Düdingen
(Foto und Text: B. Fasel)
Im Jahre 1964, als das Sekundarschulhaus Brunnenhof im Bau war, schrieb die Gemeinde Düdingen einen Wettbewerb für die künstlerische Gestaltung der grossen Pausenhalle des entstehenden Schulhauses aus. Die zuständige Kommission entschied sich für ein Projekt von Marcel Hayoz; es sah die grossflächige Illustration dreier Senslersagen vor: "Das Burgfräulein von Kastels", "Der Ochs von Düdingen" und "Hexentanz". Da sich jedoch der damalige Dorfpfarrer mit der turbulenten und teuflischen Szenerie des Hexensabbats, wohl in Sorge um die gute Moral der Kinder, nicht anfreunden konnte, musste der Künstler diesen Teil durch die Darstellung einer Episode vom "Hutätä" ersetzen.
Im Laufe der Jahre wurde die Halle unterschiedlich genutzt, zeitweise als Schulmaterialdepot, in dem Teile des Werkes hinter Gestellen verschwanden und für den Betrachter nicht mehr zugänglich waren. Im Rahmen einer Gesamtsanierung des Baus kam dem monumentalen Werk des Sensler Künstlers wieder die ursprüngliche Wertschätzung zugute. Die drei Fresken bilden heute die Kulisse für die Gemeindebibliothek und stehen so dem breiten Publikum während den Öffnungszeiten wieder offen.
Das mittlere Bild der dreiteiligen Wandmalerei ist der Sage vom Düdinger Ochsen gewidmet. Es illustriert die Sagenvariante, wonach Königin Bertha auf der Jagd beim Drüchrütziholz oberhalb von Düdingen einem wilden Auerochsen begegnete und diesen mit drei Speerwürfen erlegt habe. Die Sage erzählt, dass Bertha dort, wo der Ochs tot zusammenbrach, eine Kirche erbauen liess; zur Erinnerung an die drei Speerwürfe kamen zum gehörnten Stierenschädel die drei Rosen ins Wappen der Ortschaft von Düdingen.
Auf dem Bild von Hayoz hat die Königin mit ihrer Gefolgschaft den Ochsen umkreist. Hoch zu Ross, mit erhobenem Speer, ist sie bereit zum Wurf; der Ochs, in die Enge getrieben, steht ihr kampfbereit, mit stolz erhobenem Kopf und gestrecktem Schwanz gegenüber. Rechts unten flötet der Hofnarr auf einem grünenden Haselzweig.
Das Burgfräulein von Kastels
Im Wald unterhalb der heutigen Strasse zwischen dem Düdinger Weiler Kastels und der Grenze zur Stadt Freiburg finden sich noch heute einige Überreste einer Burganlage. Dort soll vor langer Zeit ein reicher Burgherr gehaust haben, der seiner einzigen Tochter nicht nur ein grosses Vermögen, sondern auch seinen Geiz und Habgier vererbt haben soll. Sie liebte nur das Geld und verschmähte alle Verehrer. Das linke Bild zeigt die schöne Jungfrau, die nach ihrem Tode als Burggeist sühnen musste und weinend und klagend nächtliche Wanderer herbei lockte, damit diese sie endlich vom Fluch ihrer Habgier und ihres Geizes erlösen würden.
Hutätä
In der Sagenwelt des Sensebezirks ist der Hutätä das Schreckgespenst der Kinder. „Es gibt wohl keine Ortschaft im Senseland, wo der Hutätä nicht umging, - hier zu Fuss, dort zu Pferd, hier ganz allein als alter Graubart, dort als dunkler Jäger mit einer Schar schwarzer Hündlein.“ … so beginnt German Kolly seine Erzählungen zum Hutätä. Mit dieser schauerlichen Sagengestalt drohte man den Kindern, wenn sie abends nicht rechtzeitig zu Bett gehen wollten. Hayoz stellt ihn in seinem dritten Bild rechts als bärtigen Nachtjäger dar: er eilt mit grossen Schritten aus dem Wald, die Arme drohend erhoben, bewaffnet mit Pfeil und Bogen und von einer Meute kläffender Jagdhunde begleitet. Im Hintergrund ist eine Schar Kinder oder Jugendlicher zu erkennen. Sind sie in wilder Flucht vor dem Hutätä, auf dem Weg nach Hause oder wollen sie ihn gar in dreister Absicht necken? Vielleicht zeigt diese Illustration eine Episode aus der Sagensammlung Kollys, in der ein erschöpftes Tier der Hundemeute nicht zu folgen vermag und später von einem Jugendlichen eingefangen wird. Was dann geschieht, müssen Sie selber nachlesen; das Buch steht bestimmt in den Regalen der Bibliothek.
Quelle: Kolly, German (1965), Sagen und Märchen aus dem Senseland, Freiburg
Fragen und Anregungen für den Unterricht
- Lese eine der drei Geschichten und erzähle sie deinen Mitschülern, indem du Bezug nimmst zur entsprechenden Illustration im Wandbild.
- Welche Szene der Erzählung hat der Künstler für seine Illustration ausgewählt? Warum diese?
- Beschreibe den Inhalt der Bilder. Äussere dich zur Farbwahl und zur Malweise.
„De Hutätä, de Hutätä,
Dä tuet dì chliine Lütlì näh.
Mìt syne tusig Hùndlenì,
verjagt er allì Chìndlenì.
de Hutätä, de Hutätä.“
- Wie stellst du dir den Hutätä, diesen Furcht einflössenden Kinderschreck vor? Fertige eine ausdrucksstarke nächtliche Zeichnung, in der diese Sagenfigur bedrohlich wirkt, Angst macht.
- In der Sagengeschichte des Hutätä ist die Rede von einer grossen Hundemeute, die den unheimlichen Nachtjäger begleitet. Gestalte diese Meute mit grafischen Mitteln. Verwende dazu eine Technik, die eine Vervielfältigung der Tierformen ermöglicht (z.B. Frottage, Kartondruck, Fotokopie/Collage, usw.).
- Inszeniere die Geschichte vom Burgfräulein von Kastels im szenischen Spiel. Gestalte die notwendigen Requisiten und das Bühnenbild.
- Erfinde selber eine Sagengeschichte und gestalte eine passende Titelseite dazu. Integriere Bild und Text.Welches der drei Bilder spricht dich am Meisten an. Begründe!
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