Oscar Wiggli (1927-2016)
"Zylia", 1993
Cor-Ten-Stahl
Park des Museums für Kunst und Geschichte, Freiburg
(Foto: B. Fasel)
Die Plastik steht im Garten des Museums für Kunst und Geschichte. In dieser Parkanlage findet das monumentale Werk genügend Raum, um die erwünschte Wirkung zu entfalten. Zylia besteht ebenso wie Wigglis Werk Esum auf dem Miséricorde-Campus der Universität Freiburg aus einer massiven, geschmiedeten Metallplatte, die beschnitten und gebogen wurde. Ihre Grösse und das Gewicht von 1600 kg sind es, die Oscar Wiggli dazu veranlasst haben, die Skulptur nicht wie gewohnt in seinerm Atelier in Muriaux, sondern in den Schmiedewerken der Firma Von Roll in Gerlafingen zu realisieren. Dort fand er nicht nur genügend Platz, sondern auch die professionelle Unterstützung, die notwendig war, um diese Eisenplastik zu formen. Damit die Kurven und Biegungen ins Metall gedrückt werden konnten, verwendete er eine Industriepresse mit einer Druckkraft von 3000 Tonnen, sowie hydraulische Hammer.
Wie Esum, die Nymphe von Miséricorde, thematisiert auch dieses Werk die grazilen Formen und Kurven des Frauenkörpers, die den Betrachter die Wuchtigkeit und Schwere des dazu verwendeten Stahls vergessen lässt. Ausserdem trägt sie ebenfalls den Namen eines übernatürlichen Geschöpfes, denn Zylia ist der Name einer bretonischen Göttin. Solch monumentalen, kräftigen Metallplatten grazile Formen aufzuzwingen, setzt grosse technische Fertigkeiten und Innovation voraus; Wigglis Ausbildung als Schmied und sein unermüdlicher Erfindergeist bilden die Grundlagen dazu.
Oscar Wigglis Beitrag zur Metallplastik begann in den 1950er-Jahren und ist von internationaler Bedeutung. Er selbst sagte einmal, dass alle seine Skulpturen weiblich seien. Dabei ist es nicht schwer, die femininen Merkmale in seinen Kreationen zu erkennen; es war stets sein künstlerisches Bestreben, der Körperlichkeit und der Sinnlichkeit Ausdruck zu verleihen. Aber nicht nur mit Metallskulpturen hat er sich einen Namen gemacht: Der Titel einer seiner Ausstellungen, Körper-Raum-Ton, ist bezeichnend für die Vielseitigkeit des Künstlers als Bildhauer, Zeichner, Graphiker, Fotografen und Komponisten von elektronischer Musik. Oftmals versuchte er schon, diese verschiedenen künstlerischen Tätigkeiten miteinander zu verbinden. So werden beispielsweise Geräusche, die während dem Schmiedeprozess der Skulptur entstehen, aufgenommen und später wiederverwendet. Bereits frühere Werke zeugen von seinem Interesse für das Verbinden von Form und Ton: Vibrierende Metallskulpturen und lebhafte Landschaftsfotografien, „tanzende“ Metallfiguren, Zeichnungen von langen, dünnen und geschwungenen Formen sind visuelle Hinweise auf seine musikalische Auffassungsgabe.
Im Jahre 2007, zum 80. Geburtstag des Künstlers, veranstaltete das Paul Klee Zentrum in Bern eine Ausstellung, die einen guten Überblick über das gesamte Spektrum seines künstlerischen Schaffens präsentierte. (AW/bf)
Quellen:
- Hahnloser-Ingold, Margrit (Hrsg.). Oscar Wiggli. Skulpturen, Zeichnungen, Fotografien und musikalische Projekte. Bern: Benteli Verlag, 1994. Print.
- Lehnherr, Yvonne et al. Oscar Wiggli. Zylia, Esum, Eleya. Drei Skulpturen und ein Projekt für die musikalische Komposition Avalek. Edition Iroise, 1995. Print.
- http://www.kunstmuseumbern.ch/index.cfm?nav=1245,1400,1448,1714&SID=2&DID=9 (16.02.12, 14:30)
- http://www.fribourgtourisme.ch/de/navpage-CultureArchFR-FribArtFR-123218.html) (16.02.12, 14:35)
Fragen und Anregungen für den Unterricht
- Sieh dir die Eisenplastik an. Welche Formen erkennst du? Was könnte das Werk darstellen?
- Erzähle die Geschichte vom Treffen zwischen Esum und Zylia. Was haben sie sich wohl zu sagen?
- Yvonne Lehnherr empfiehlt: „Man muss Wigglis Plastiken berühren! Man spürt dann die Weichheit der Haut, und die Hand verfällt einer sinnlichen Illusion, die uns die harte und raue Struktur des Materials vergessen lässt.“ Schliesse die Augen und erkunde die Skulptur mit deinen Händen und beschreibe, was du fühlst.
Beachte weitere Plastiken im Skulpturenpark des Museums für Kunst und Geschichte.
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