Peter Stämpfli (*1937)
"Exit", 2004
16 Bildtafeln
Busbahnhof, Freiburg
(Foto: B. Fasel)
Peter Stämpfli, ein Schweizer Maler der Pop-Art-Bewegung, suchte seit den frühen 60er-Jahren nach neuartigen Ausdrucksformen in der Malerei. Seine Suche führte ihn letztendlich auf die Darstellung von Details, die oft leicht zu übersehen sind, wenn man sie nicht bewusst betrachtet. Interessant ist dabei, dass Stämpfli sich auf ein spezifisches Objekt aus unserem Alltag fixiert hat: Die rhythmischen Muster der Profile von Autoreifen. Die präzise reproduzierten Muster wirken in seinen Bildern wie Werke der geometrisierenden Konkreten Kunst und zeigen auch Parallelen zur Hard-Edge-Malerei.
Autos sind aus unserem Alltag kaum wegzudenken. Sie sind Transportmittel, Statussymbol und Freizeitbeschäftigung zugleich. Nicht wenige Autoliebhaber sehen in den ästhetisch designten und auf Hochglanz polierten Maschinen Kunstwerke im eigenen Sinne – sprich, mobile "Plastiken" auf vier Rädern. Zeitschriften und andere Medien sind voll von Botschaften, die darauf aus sind, Autos als formvollendete Perfektion zu verkaufen. Da die Reifen Ausdruck für Grifffestigkeit, Kraft und Sicherheit der Fahrzeuge sind, werden sie in Werbeinseraten für Autos oftmals besonders in Szene gesetzt.
Pop-Art-Künstler wie Andy Warhol haben sich immer wieder an der Bilderwelt der Werbeplakate für ihre eigenen Werke inspiriert. Nicht selten taten sie dies, um damit auf ironische Weise die Welt der Massenproduktion und des Konsumwahns zu thematisieren. Bei Peter Stämpfli scheint ein solch kritischer Aspekt jedoch nicht im Vordergrund zu stehen. Vielmehr fokussiert er auf die formalen Details eines Massenprodukts und konzentriert sich dabei auf die vielfältigen Reliefs der Reifenlandschaften.
Exit ist eine Werkserie mit sechzehn Tafeln, welche nebeneinander an einer Betonwand im Busbahnhof Freiburg aufgereiht sind. Jede der Bildtafeln zeigt eine vergrösserte Detailaufnahme eines Pneumusters, welches mit akribischer Genauigkeit und mit zwei kontrastreichen Farben (schwarz und weiss, schwarz und gelb, braun und grün usw.) malerisch auf der Bildfläche umgesetzt wurde. Dass diese Bilder im Untergrund eines Bahnhofs und nicht im Museum oder an einer anderen öffentlichen Stelle gezeigt werden, hat seinen Grund: Das Werk ist im Kontext eines Gestaltungswettbewerbs entstanden, der von den Freiburgischen Verkehrsbetrieben (TPF) zur Verschönerung des neugebauten Busbahnhofs initiiert wurde. Dass Stämpflis Sujet als Sieger hervorging, überrascht nicht, denn es passt thematisch gut zu einem vielbefahrenen Busbahnhof und zum Image eines Betriebes, der auf Reifen die Mobilität der Bevölkerung sicherstellt. Der Freiburger Tourismusverband erläutert diesen Zusammenhang auf treffliche Weise: „Die Dynamik des Werkes resultiert aus den Gegensätzen der Farben, der Abfolge der einzelnen Bilder, dem Kontrast zum Beton und grauen Stahl des Ortes, der An- oder Abwesenheit der Busse und deren Fahrt zwischen den Perrons und Säulen. Exit, der Ausgang, widmet sich der Abreise.“ Mit den intensiven Farben und ihren klaren Hell-Dunkel-Kontrasten belebt und rhythmisiert diese Werkreihe eine ursprünglich riesige, kahle Betonwand. Sie trägt sichtbar dazu bei, den durch eilende Menschen und fahrende Busse belebten Ort noch ein wenig lebendiger und farbiger wirken zu lassen. (AW/bf)
Quelle: http://www.fribourgtourisme.ch/de/navpage-CultureArchFR-FribArtFR-121766.html (03.02.12, 08:10)
Fragen und Anregungen für den Unterricht
- Entdecke Exit: Was stellen die Bilder dar? Siehe dich im Busbahnhof um. Erkennst du ähnliche Muster? (Ein vergleichbares Muster befindet sich z.B. auf den Bodenplatten vor dem Eingang des Busbahnhofs.)
- Sind diese Malereien abstrakt oder figurativ? Handelt es sich dabei um Formen, die der Künstler sich ausgedacht hat oder hat er sich an bestimmten Objekten orientiert, die dann abgemalt wurden?
- Suche nach Objekten mit einer markanten Struktur oder einem interessanten Muster. Erstelle eine Sammlung von Strukturen; verwende dazu die Frottagetechnik (= abpausen auf dünnes Papier). Wähle davon eine Detailansicht und vergrössere den Ausschnitt; nutze analog zur Arbeit von Stämpfli ebenfalls zwei kontrastreiche Farben.
- Benutze die Skizzen als Ausgangspunkt für neue, selbst erfundene Strukturbilder; verwende dazu geeignete Techniken (z.B. Kartoffelstempel, Gips, Ton).
- Produziere Schuhabdrücke. Wähle ein Detail aus und übertrage die Form(en) auf ein Blatt Papier.
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