
Józef Mehoffer (1869-1946)
Dreikönigsfenster, 1902-1904
Kathedrale St. Nikolaus, Freiburg
(Foto: A. Wider / Text: B. Fasel)
Die Glasmalereien des polnischen Künstlers Józef Mehoffer in der Kathedrale von Freiburg gelten als eines der bedeutendsten Beispiele des sakralen Jugendstils. Der junge, damals noch unbekannte Pole überzeugte 1895 im Rahmen eines internationalen Wettbewerbs die Jury und realisierte in den folgenden 41 Jahren die Vorlagen für dieses monumentale Meisterwerk. Trotz der Jahrzehnte dauernden Arbeit, in einer Zeit des künstlerischen Umbruchs verschiedenen stilistischen Einflüssen ausgesetzt, gelang es Mehoffer in überzeugender Weise eine gestalterische Einheit zu bilden und den vorher nüchternen Kirchenraum nach und nach mit leuchtenden Farben zu füllen. In einer ersten Phase wurden die 16 zweibahnigen Fenster in den acht Seitenkapellen realisiert; dann nach dem Ende des 1. Weltkriegs die 5 dreibahnigen Chorfenster. Auf einer Gesamtfläche von ca. 240 m2 entfaltete sich allmählich das vorgegebene Programm, das thematisch breit gefächert wurde: Geschehnisse aus dem Leben und Wirken der Apostel, Szenen aus Heiligenlegenden, aus der Bibel aber auch Inhalte zur Liturgie und zur Kirchengeschichte. Profane geschichtliche Inhalte zur Stadtgründung und zur Aufnahme des Kantons Freiburg in den Bund der Eidgenossenschaft wurden im Geschichtsfenster im Chor sowie im Bruder-Klaus-Fenster illustriert.
Die in der Stadt ansässige Glasmalerwerkstatt Kirsch&Fleckner wurde mit der Realisierung der Fenster betraut.
Es versteht sich von selbst, dass an dieser Stelle kaum eine ausführliche Beschreibung der insgesamt 21 Fenster möglich und sinnvoll wäre. Das Buch der Kunsthistorikerin Hortensia von Roda, das 1995 anlässlich der Ausstellungen „Józef Mehoffer et le vitrail Art nouveau“ im Museum für Kunst und Geschichte in Freiburg und im Musée suisse du vitrail in Romont erschienen ist, dokumentiert ausführlich das grossartige Werk und dessen Entstehungsgeschichte. Exemplarisch sei im Folgenden eine kurze Beschreibung der oben abgebildeten Dreikönigsfenster zitiert. Der, mit freundlicher Genehmigung der Autorin, unten angefügte Übersichtsplan zum Standort und zu den Themen der verschiedenen Glasmalereien ermöglicht Besucherinnen und Besuchern eine grobe Orientierung im komplexen Gesamtwerk. (Von Roda 1995, S. 23)
Die Dreikönigsfenster
„Die Szene wird durch ein halbkreisförmiges doppeltes Sternenband überfangen und durch die grüne Bodenfläche unterlegt. Die Figuren sind auf den beiden Fensterhälften folgendermassen gruppiert: Die linke zeigt im Bildzentrum die drei Weisen aus dem Morgenlande, von einem Engel begleitet; über ihnen strahlt der grosse Weihnachtsstern. Auf der rechten Seite wendet sich Maria mit dem Jesusknaben auf den Armen den Ankömmlingen zu. Hinter ihr im Stall steht Josef mit Ochs und Esel. Über der Gottesmutter schwebt ein Engel und hält das Spruchband „Gloria in excelsis Deo“. Unter dieser Hauptebene schliessen die beiden Fensterhälften mit zwei untergeordneten Szenen ab: Herodes vom Tod flankiert beim bethlehemitischen Kindermord sowie der Teufel mit der Schlange. Nach oben hin endet jede Fensterbahn mit sich wiederholenden ornamentalen Motiven.“ (Von Roda 1995, S. 76)
Quellen:
- Von Roda, Hortensia (1995), Die Glasmalereien von Józef Mehoffer in der Kathedrale St. Nikolaus in Freiburg i. Ue., Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern
- Von Roda, Hortensia (1986), Die Glasfenster Józef von Mehoffers in der Kathedrale St. Nikolaus (Beitrag in: Autorenteam, Kathedrale St. Niklaus – Freiburg Schweiz (S. 35-43)
Hrsg.: Freiburger Nachrichten / Deutscher geschichtsforschender Verein des Kantons FR / Deutschfreiburgischer Heimatkundeverein / Deutschfreiburgische Arbeitsgemeinschaft / Pro Freiburg
- Steinmann, Martin (1971), Kulturelle Monatszeitschrift DU, Sakraler Jugendstil, Die Scheiben von Józef Mehoffer in der Kathedrale von Freiburg im Uechtland (S. 538-551)
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