Bruno Reidy (*1951)
„Dezwüsche“, 2013
Eisenplastik und Holzfigur
Firmengelände Burgergruppe, Hauptstrasse 20, St. Antoni
(Fotos und Text: B. Fasel)

Zwei mächtige rostrote Metallplatten, senkrecht verschweisst auf einer Sockelplatte, bilden einen Korridor. Dazwischen steht eine Holzfigur, ein stilisiertes knallgelbes Männchen. Das Werk des Schmittener Plastikers und Bildhauers Bruno Reidy steht seit dem Frühsommer 2016 an der Südseite des Fabrikgebäudes der Burgergruppe im Dorfzentrum von St. Antoni. Reidy schuf dieses Werk ursprünglich für die 2. Sensler Biennale, die das Museum in Tafers im Herbst 2013 veranstaltete. Das Thema der Biennale lautete „Dezwüsche“. Der Künstler liess sich offenbar von einer Textzeile von Alfons Aeby im Sensler-Lied „Üsersch Ländli“ inspirieren: „Härgott, Härgott mach ûm üsersch Ländli i der Not as Wändli“. Es ist jedoch kaum anzunehmen, dass diese moderne Skulptur dieselbe Botschaft an den Betrachter richten möchte, wie das Sensler-Lied, das zwischen den beiden Weltkriegen im Sinne der geistigen Landesverteidigung entstanden ist.

„Wie es sich anfühlt, wenn man zwischen zwei Wänden steht, erfährt man, wenn man das Objekt betritt.“ Diese Äusserung des Künstlers gegenüber einer Journalistin lässt den Gehalt des Werkes erahnen und ist gleichzeitig eine Einladung an den Betrachter, das Werk zu begehen und emotional auf sich wirken zu lassen. Wände, die uns einerseits in unserem eigenen Zuhause Sicherheit und Geborgenheit geben, können hier plötzlich auch irritieren, bedrohlich wirken, uns einsam machen, uns oder andere ausgrenzen.

Da die Wände von Bruno Reidy eher eine Passage und kein Rund-um-Gehäuse bilden, gestaltet sich der Ausblick für das gelbe Männchen nicht gar so trostlos wie aus einer Gefängniszelle. Kreisrunde, respektive rechteckige kleine Öffnungen in den Seitenwänden gestatten zudem dem Betrachter überraschende Ein- und Ausblicke in die Skulptur und die Umwelt.

Fragen und Anregungen für den Unterricht

• „Dazwischen“ – woran denkst du bei diesem Wort? Sammle und notiere in einem spontanen Brainstorming mögliche Assoziationen zu diesem Begriff.
• In einer ersten Fassung in der Ausstellung in Tafers 2013 hiess das Werk „Zwüsche de Wänn“ und die beiden Eisenplatten bildeten damals einen leeren Durchgang – ohne die gelbe Figur. Warum hat wohl der Künstler Titel und Erscheinungsbild der Plastik verändert? Inwiefern veränderte sich damit auch die Wirkung und Bedeutung?
• „Zwischen zwei Kulturen“ ... diskutiere in diesem Kontext die zurzeit aktuelle Problematik der Migration und Integration. Hast du dich schon einmal, im übertragenen Sinn, „Zwischen den Fronten“ gefühlt? Berichte!
• Was würdest du zum Thema „Dezwüsche“ für eine Kunstausstellung realisieren? Versuch’s doch mal!
• Und hat jemand beim Thema „Dezwüsche“ auch an ein leckeres Sandwich gedacht? „Was isch es sändwich ohni fleisch, s isch nüüt als brot“ hat der Berner Chansonier Mani Matter philosophiert. Hör dir das Lied an und diskutiere mögliche Bedeutungen dieses witzigen Liedtextes.

Quelle:
Zitat des Künstlers in: Rotzetter, Mireille. Zwischen alt und neu, nah und fern. Artikel in den Freiburger Nachrichten (12.10.2013)